Mehr wertschätzen, weniger wegwerfen

Steigende Lebensmittelpreise sind die Folge der Verknappung. Die Gründe sind vielschichtig, d­a­run­ter: Corona, unterbrochene Lieferkettern, fehlende Produkte wegen des Krieges in der Ukraine, steigende Kosten für Energie und Düngemittel, Hamsterkäufe, Arbeitskräftemangel sowie steigende Löhne, die die Personalkosten verteuern. Kann diese Entwicklung dazu führen, dass dadurch weniger Lebensmittel verschwendet werden? Aufgrund von Marktreaktionen müsste man das eigentlich erwarten.

Derzeit wirft hierzulande jeder Haushalt laut Bundesernährungsministerium (BMEL) etwa 75 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg. Das sind jährlich rund 6,1 Mio. Tonnen Lebensmittelabfälle. Es werden sowohl zu viele frische Lebensmittel als auch bereits zubereitete Mahlzeiten weggeworfen.

Doch die Lebensmittelverschwendung beginnt nicht erst bei den Verbrauchern, sondern schon viel früher entlang der Versorgungskette: Wenn der Landwirt beispielsweise keine geeigneten Pflanzenschutzmittel einsetzen kann, verderben viele Lebensmittel schon auf dem Acker. Hinzu kommt, dass ihm der Handel in der Regel nur genormtes Obst und Gemüse abnimmt. Ist es zu krumm, zu groß, zu klein oder weist Schalenfehler auf, wird es aussortiert.

Insgesamt werden vom Acker bis zum Teller 12 Mio. t Lebensmittel jährlich verschwendet. Mit einer „Nationalen Strategie gegen Lebensmittelverschwendung“ setzt sich das BMEL gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln ein. Begrüßenswert sind auch diverse Lebensmittelretter-Projekte, die zunehmend entstehen, darunter Resteverwertungs-Apps, Retter-Boxen, Foodsharing und Restaurants, die ihre Gerichte aus Lebensmittelresten herstellen.

Doch auch jeder selbst kann etwas tun, um mit den steigenden Lebensmittelpreisen besser zurechtzukommen beziehungsweise weniger Produkte wegzuwerfen. Dazu gehören der Check der eige­nen Vorräte vor dem Einkauf, der Einkauf mit Einkaufszettel für die nächsten Mahlzeiten, saisonal und regional einzukaufen sowie die richtige Lagerung der Produkte. Man kann außerdem hoffen, dass die Verbraucher die Lebensmittel samt ihrem Herstellungsweg durch den Preisanstieg mehr wertschätzen und auch dadurch weniger achtlos weggeworfen wird.

Dr. Stephanie Lehmkühler – LW 19/2022